Jetzt in der Winterzeit gewinnt das Thema Kalorien und Gewicht noch mehr Aktualität. „Ich will in der Weihnachtzeit meine Lieblingskekse nicht nur anschauen können, sondern genießen können“ – sagte mir eine junge Kollegin mit einer gewissen Sehnsucht in der Stimme vor vielen Jahren. Sie hat mit eiserner Disziplin mehr als 20 Kilo abgenommen und wollte die Diät noch weitermachen um danach Kekse essen zu können. Ohne zuzunehmen! Was glaubst Du, wie gut dieser Plan aufgegangen ist?
Neulich in einer Fernsehshow wurde eine bekannte Dame gefragt, was sie sich zum mehr Wohlbefinden wünsche? Weniger Gewicht – sagte sie ohne nachzudenken.
Wir Menschen lieben das Essen – das ist in unseren Genen verankert. Anscheinend können viele Menschen aber ihr Essverhalten nicht bewusst steuern, sodass das geliebte Essen, eigentlich das Gewicht, zum persönlichen Problem wird.
„Ich betreue eine Gruppe von übergewichtigen Frauen“ – sagte mir einmal eine Bekannte. Wir sprachen über das Thema. „Ich würde zuerst die Glaubenssätze, die die Einstellung zum Essen bestimmen, herausfinden und dann mit dem Selbstliebe-Modus weitermachen“ – sagte ich. „Ich kann in deren Zustand das Wort Selbstliebe gar nicht erwähnen“ – war ihre prompte Antwort.
Das ist aber der Weg, der zum Ziel führt!
Eine Klientin, die wegen eines anderen Problems zu mir kam, erwähnte, dass sie mit viel Disziplin und Sport über 25 Kilo verloren hätte und dadurch hätte sie viel mehr Selbstliebe gewonnen.
Das ist aber nicht die Selbstliebe nach meiner und auch nicht nach gängiger Definition. Eine wahre Selbstliebe ist nicht, sich selbst mit bestimmten Bedingungen wie z.B. mit einem bestimmten Gewicht anzunehmen und wertzuschätzen.
Die Liebe und Wertschätzung brauchen wir dringend gerade dann, wenn wir uns schwer und belastet fühlen. Sie sollten uns Kraft und Motivation geben um unseren Zustand verändern zu können. Auf keinen Fall ist es ein Zeichen von Selbstliebe, sich täglich zu bekämpfen und zu reglementieren. Tun wir das – dann übertragen wir diesen Kampf auch auf andere Bereiche wie Partnerschaft und Arbeit.
„Kannst Du das Gewicht stabil halten?“ – „ja, plus-minus 5 Kilo“ – sagte eine junge Klientin zu mir. Können wir uns vorstellen wie schnell +5 Kilo und wie schwer -5 Kilo möglich sind?
Warum quälen sich viele Menschen, um ein bestimmtes Gewicht zu haben? Weil das Gewicht das eigene Wohlbefinden gewaltig beeinflusst.
Körperliche Leichtigkeit lässt uns meistens auch innerlich leichter fühlen.
Das Thema Essen und Gewicht hat meine Aufmerksamkeit sehr früh errungen. Meine ersten Beobachtungen waren, dass viele Menschen kein Bewusstsein dafür haben, was und wie viel sie essen.
„Ich weiß nicht warum ich nicht abnehme, ich esse ja so wenig, bestimmt sind meine Hormone schuld“ – habe ich in meiner Umgebung oft gehört. So war ich einmal tagelang bei meiner Kusine, die sich nach der Geburt ihres ersten Kindes von einer schlanken Gazelle zu einer Matrone verwandelte – ohne viel zu essen – wie sie sagte. Den ganzen Tag griffen ihre flinken Finger immer wieder nach etwas zu Knabbern. Es war ihr nicht bewusst, wie viele Kalorien sie zwischendurch aufnahm. Ich kann nicht abnehmen – blieb ihr Mantra für viele Jahre, bis sie einige Monate bei einer Verwandten im Ausland verbrachte. Zurück kam sie so erschlankt, dass ihr ihre Garderobe nicht mehr passte. Und sie musste dort weder hungern noch irgendwelche Diäten machen. Es wurde zwischen den Mahlzeiten selten etwas gegessen und kalorienbewusst gekocht.
Eine Freundin von mir hat Schilddrüsen-Unterfunktion und eine OP hinter sich. Täglich nimmt sie Medikamente. Einmal hat sie es aber sehr gewollt abzunehmen und siehe da, sie hat 8 Kilo abgenommen, ohne dass ihre Gesundheit darunter gelitten hat – ganz im Gegenteil. Danach hat sie in drei Jahren wieder das alte Gewicht angenommen, weil sie nach ihren alten Gewohnheiten gegessen hat – nämlich Teigwaren.
Warum ist es so schwer abzunehmen und/oder das Erreichte zu halten?
Natürlich können wir alles mit dem Stoffwechsel erklären. Meine Botschaft ist aber eine andere. Unsere körperlichen Vorgänge sind von unseren seelischen Vorgängen sehr beeinflussbar. Solange unsere Kernglaubenssätze unser Essverhalten so bestimmen, wie sie es bisher gemacht haben, werden wir es schwer haben, unser Gewicht zu reduzieren und es zu halten. Wir werden hier Erfolge nur dann haben, wenn wir Kopf-Macht und Verbotspolitik durchsetzen.
Das wird uns aber viel Energie kosten. Eine eiserne Disziplin, die vom Kopf verordnet ist und sich dem machtvollen Unterbewusstsein widersetzt, ist auf Dauer nur schwer durchsetzbar. Selbst wenn sie jahrelang gut funktioniert, ist sie doch mit einer inneren Schwere verbunden. Wir verbieten uns etwas – ein Teil in uns wird das auf keinen Fall mögen und sich dem deutlich widersetzen. Diese Schwere und dieser innere Konflikt ist auch für die Außenwelt deutlich in irgendeiner Form spürbar.
Ich wurde auf einer Reise von einer befreundeten Person zu Hause eingeladen. In der Küche stand ein überdimensionaler Kühlschrank. Im Haushalt wohnten zwei Personen und die Küche war auch klein. Ich konnte mein Erstaunen nicht verbergen, besonders nachdem ich gemerkt habe, dass der große silberne Kühlschrank ein Schloss zum Abschließen hatte. Ich habe nie einen abschließbaren Kühlschrank in einem privaten Haushalt gesehen. Wozu dieses Schloss hier? – fragte ich. Damit man nachts nicht zum Kühlschrank geht – sagte sie schmunzelnd. Ich hatte weitere Fragen gehabt, behielt sie aber für mich.
Was ist die Botschaft an uns, wenn wir uns so behandeln? Wie viel Selbstrespekt und Anerkennung ist in dieser Botschaft zu spüren?
Eine sehr bekannte Person aus meiner Heimat hat 3,5 Millionen Follower in Instagram. Als Kind war sie mollig, weil sie von ihrer Familie täglich mit Süßigkeiten und Teigwaren gefüttert wurde. Seit vielen Jahren macht sie täglich Sport und achtet penibel auf jeden Bissen. Einmal hat sie ein Foto gepostet: Im Urlaub steht sie vor einer Theke voller feiner Pralinen. Sie schrieb dazu, wie gerne sie alle essen würde und fragte sich, wie ihr Gewicht danach aussähe. Auf ihrer Seite gibt sie stets viele Ratschläge über Mode, kalorienbewusstes Kochen, Erfolg, Geld. Glücklich, fröhlich und gelassen sind ihre Posts aber nicht. Ich kann buchstäblich ihr altes inneres Programm herauslesen: hart zu sich sein, damit man eine makellose Fassade abgibt und sie mit aller Kraft aufrechterhalten, den alten Kollegen zeigen wieweit sie gekommen ist (von Neidern spricht sie auch ab und zu), und bloß keine Kontrolle verlieren – wenn es auch nur ein einziges Gramm ist.
Das ist der eine Weg. Der andere ist, dass wir es schaffen, in uns hineinzuschauen, herausfinden, warum essen wir so wie wir essen. Welche Glaubessätze bestimmen unser Essverhalten? Welche Verbindung besteht zwischen unserem Essverhalten und unserer Emotionalität? Kompensieren wir fehlende Zuwendung durch Essen? Was machen wir, wenn wir hungrig werden? Essen wir zu schnell und mehr als nötig?
Wir kommen im hungrigen Zustand leicht in einen Mangelzustand. Um das zu kompensieren, essen wir schnell und mehr, um in uns Fülle zu erzeugen.
Was ist eigentlich Essen? Essen ist Energie, es soll uns Energie geben. Wie fühlst Du Dich nach dem Essen? Müde, unkonzentriert? Dann hast Du zu viel oder kein Dir passendes Essen (auch wenn es dir geschmeckt hat) gegessen.
Mit dem Essen sind so viele hartnäckige Glaubenssätze verbunden. Manche haben wir von vorherigen Generationen übernommen. Es bedarf gewisse Schritte, sie dauerhaft erfolgreich zu ändern.
Zurück zum Selbstliebe-Modus: was ich damit meine: Selbstliebe-Modus in meiner Welt ist, wenn Du Dich, Deine Seele, Deinen Körper wertvoll betrachtest und ihr/ihm genau das gibst, was sie/er braucht und wie viel sie/er braucht.
Der Selbstliebe-Modus bedeutet, dass Du ganz genau spürst, was Dein Körper und Deine Seele brauchen. Das ist kein Ego-Modus um anderen zu zeigen, wie schlank und diszipliniert Du bist und Dir zu beweisen, wie Du Deine Gelüste beherrschen kannst.
Der Selbstliebe-Modus ist kein Kampfmodus – schon gar nicht gegen sich selbst.
Wenn ich diese Zeilen schreibe, kommen die folgenden Sätze aus meinem Gedächtnis hoch: „Frau Schewski, Frau X macht bestimmt wieder eine Diät, sie ist heute kaum auszuhalten“. Die jungen Menschen beschwerten sich so über eine Kollegin in einer Weiterbildungsschule, in der ich damals als Trainer/Coach tätig war. Ja der Selbstliebe-Modus ist nicht die schlechte Laune, die uns und anderen das Leben schwer macht.
Aber warum wählen viele Menschen einen umständlichen Weg, bezahlen sogar viel Geld für Diäten, obwohl sie ganz genau wissen, dass die alten Gewohnheiten ihre Macht ganz leicht zurückgewinnen können. Bei einer jungen Bekannten: täglich Sport und Kalorien-Zählerei beherrschen den Alltag. Jetzt ist sie Single, wie ist es dann, wenn sie Familie und Kinder hat? Hat sie dann Zeit und genug Kraft ihre Kontrolle aufrechtzuerhalten?
Wir kennen ja oft nicht den Weg, dass wir Probleme zuerst in uns lösen – nämlich unser inneres Programm verändern. Wenn ein verzweifeltes Kind den Wunsch hat groß und kräftig zu sein, damit es mehr Macht über sein Leben hat, dann wird das auch in seinem inneren Programm verankert. Als Erwachsener braucht es keine Leibesfülle um sich durchzusetzen, aber das Programm wirkt weiter. Wir funktionieren so, wie es in unserer frühen Kindheit angelegt wurde und das können wir nur mit gezielter Arbeit verändern.
Wie oft hören wir: ach, ab einem bestimmten Alter kannst Du Dein Gewicht nicht mehr halten. Das ist auch ein starker Glaubenssatz. Der ist aber veränderbar. Ich habe genug Beispiele, darunter auch meine eigene, um das zu behaupten: verringere Deine seelische Last, lerne und transformiere die Glaubenssätze, die Dein Essverhalten bestimmen und gib Deinem Unterbewusstsein andere Ziele als bisher – dann wirst Du es leicht haben, Dein Wunschgewicht zu erreichen. Und dabei wirst Du das Essen genießen können und leicht die Grenze merken, an der das Essen vom Genuss zur Last wird.
Das sei uns allen gegönnt.
Herzlichst, Nana
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