Am 23. Dezember kam ich nach der Arbeit müde nach Hause. Überraschend lief mir im Flur der Dackel unseres Nachbarn entgegen. Unser hochbetagter Nachbar lebte zurückgezogen mit seinem Hund und trennte sich nie von ihm. Es musste etwas passiert sein.
Mein Kind erzählte mir, dass es Herrn Müller anscheinend so schlecht ging, dass er die Nachbarschaft mit Hilferufen alarmiert hatte und sie hätten für ihn einen Notfallwagen gerufen. Der Sanitäter hätte ihn aufgeklärt, dass, wenn er sich selbst einweisen würde, er sich ohne Arztgespräch nicht selber entlassen könne, und er sei damit einverstanden gewesen. Den Hund würde das Tierheim in den nächsten Stunden abholen.
Oh, wie traurig, sagte ich, jetzt wird er anscheinend die Weihnachstage in der Psychiatrie verbringen müssen. Herr Müller war sehr klar im Denken und Handeln. Das alles konnte ich mir nur mit einem vorübergehenden Verwirrungszustand erklären. Es könnte auch sein, dass er zu wenig getrunken hatte und dehydriert war. Ich grübelte darüber und das Tierheim holte den Hund inzwischen ab.
Am nächsten Tag war ich sehr beschäftigt um meiner Familie einen schönen Festabend vorzubereiten. So wirbelte ich durch das Haus als es an der Tür klingelte. Es war die Mittagszeit, Ich lief hin und riss die Tür auf: Vor mir stand mein Nachbar.
Ich konnte meinen Augen nicht glauben. Er merkte natürlich meinen Gesichtsausdruck und klärte mich auf: Er hätte Glück gehabt, mit dem Arzt zu sprechen und ihn auch überzeugen zu können. Als es mir besser ging und ich herumgeschaut habe, wo ich gelandet bin (er drehte seine Augen hoch), habe ich sehr darauf bestanden, mit dem Arzt zu sprechen – sagte er. Oh was für ein Glück – entgegnete ich, heute ist sicher ein ganz besonderer Tag!
Er wollte wissen wo sein Hund ist. Im Tierheim – sagte ich traurig. Hätte ich das alles geahnt, hätte ich ihn kurz hier behalten, aber er ist jetzt im Tierheim. Was nun?
Mein Nachbar, der über 95 Jahre alt war, hatte nur einen Hund und wollte die Weihnachtszeit nicht ohne ihn verbringen. Ob ich das Tierheim noch erreiche? Tatsächlich ging jemand dort ans Telefon und sagte mir, dass wir 35 Minuten Zeit hätten, den Hund abzuholen. Wie viele tolle Überraschungen hatte der Tag noch bereit? Ich organisierte ein Auto. Im Tierheim kam es zu einer rührenden Szene, als der Dackel mit seinen kurzen Beinen freudig seinem Herrchen entgegen lief.
So fuhren wir heim. Ich kannte meinen Nachbar schon gut, er hatte große Hörprobleme, auch seine Essgewohnheiten waren anders als die von uns. Ich hätte ihn und seinen Dackel gerne eingeladen, ich wusste aber, dass er jetzt seine Ruhe brauchte. Ich habe alles außer Brot – sagte er auf meine Nachfrage. Ich besorgte das Brot für ihn in der Nachbarschaft. Es war alles schon geschlossen und das Brot, das er gerne hätte, hatte ich selber nicht zu Hause. Danach ging ich wie beflügelt zu meinen Liebsten. Ich war völlig aus meinem Zeitplan, aber wer kümmerte sich darum?
Ich hatte an diesem Tag das Gefühl gehabt, als sei gerade ein Wunder geschehen. Gestern noch bin ich traurig gewesen, dass mein Nachbar dieses wichtige Fest unglücklicherweise in einer Psychiatrie verbringen musste, heute liefen mir Freudentränen, weil er es geschafft hat, die Weihnachtszeit im eigenen Zuhause mit seinem geliebten Hund zu verbringen.
Dass ich ein kleiner Teil dieses Wunders war, erfüllte mich mit großer Dankbarkeit und Freude. Dieses Gefühl spüre ich auch jetzt, wenn ich nach so vielen Jahren auf diesen wahrlich gelungenen Tag zurückblicke.
Die Botschaft war eindeutig: Gib die Hoffnung nicht auf! Tue etwas, versuche es und es kann ein Wunder geschehen.So ein Wunder sei uns allen gegönnt.
Frohes Fest und ein gesundes positives Neues Jahr wünsche ich Dir!
Herzlichst, Nana
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